Stabilisierte Kamerafahrten durch Brushless Gimbals.
Raffinierte Plansequenzen ohne Schnitt, flüssige Kamerafahrten ohne Dolly oder Slider, spannende Perspektivwechsel – ein Gimbal ermöglicht atemberaubende Aufnahmen. Insbesondere wenn ein routinierter Operator das System souverän zu benutzen versteht. Eine Filmkamera elegant und ruhig zu bewegen war seit je her eine Herausforderung in der Filmbranche. Mit der Entwicklung von elektronisch stabilisierten Kameragimbals haben sich ungeahnte Möglichkeiten eröffnet, plötzlich sind Sequenzen möglich die vorher undenkbar, oder nur mit viel Aufwand zu produzieren waren.
Die Vorteile gegenüber einer Steadycam:
Steadycams sind rein mechanische Systeme und basieren auf der Trägheit der Kamera und eines Gegengewichts – sie werden nicht aktiv stabilisiert. Das bedeutet der Operator muss die Kameraposition permanent manuell korrigieren, der Horizont kippt ständig weg und selbst einfache Sequenzen mit simplen Drehbewegungen sind nur schwer reproduzierbar zu verwirklichen. Brushless Gimbals kontrollieren mit ihrer Elektronik mehrere tausend Mal in der Sekunde die Kameraposition. Stellmotoren für X, Y und Z-Achse korrigieren blitzschnell auftretende Lageabweichungen, ein präziser Bewegungssensor liefert permanent Daten über die Lage im Raum und die auftretenden Beschleunigungskräfte. So entstehen mit Brushless Gimbals sehr ruhige und ästhetisch ansprechende Aufnahmen. Gleichzeitig bieten Brushless Gimbals eine ungeahnte Flexibilität im Workflow. Sie sind relativ schnell eingerichtet und vielseitig nutzbar. Als geübter Operator kann ich damit anspruchsvolle Ideen realisieren, beeindruckende Perspektivwechsel erzeugen oder schlicht eine Kamerafahrt stabilisieren. Ganz ohne Dolly, Steadycam oder Schienensysteme:
Brushless Gimbal – die Entwicklung:
Die Entwicklung von Brushless Gimbals ist eng verknüpft mit der rasanten Verbreitung von Multikoptern. Da Drohnen, abhängig vom Wind und den Flugmanövern, mehr oder weniger kippen, rollen und sich drehen, wuchs mit deren Verbreitung auch der Wunsch nach einem Stabilisierungssystem für die vom Multikopter getragene Kamera. Als Pioniere auf diesem Gebiet haben sich vor allem die Firmen DJI und Basecam Electronics einem Namen gemacht. DJI hatte 2012 als erste Firma ein Brushless Gimbal für die Panasonic GH2 im Angebot, der Preis war fünfstellig und es gab zu diesem Produkt (Zenmuse) keinerlei Alternativen. Revolutionär war die Kombination von Sensoren, Encodern und Brushless Motoren welche direkt auf die Achsen wirkten. Features welche dem Zenmuse Gimbal seine unglaubliche Stabilität verliehen, eine Stabilität die Filmprofis beeindruckte und inspirierte.
Im Herbst 2012 begann Alex Moskalenko, Gründer von Basecam Electronics, ebenfalls mit der Entwicklung eines auf Brushless Motoren basierenden, direktangetriebenen Gimbalsystems für Kameras. Sein Konzept war im Grunde die Realisierung eines universellen Controllers, der sich für unterschiedlichste Gimbalkonstruktionen konfigurieren lässt. Noch bevor diese Controller erhältlich waren, baute ich die elektronische Schaltung nach und wickelte diverse Elektromotoren neu, so das sie sich für die Verwendung in einem Gimbal eigneten. Die ersten Tests zeigten schnell das dieses System ein großes Potential hat. Mit einem Controller von Alex Mos konnte man sowohl ein Gimbal für die Arri Alexa als auch eines für die GoPro realisieren, egal ob am Multikopter oder von Menschen getragen am Boden. Die Gimbals von DJI waren je auf eine bestimmte Kamera/Linsen Kombination ausgelegt und konnten noch nicht komfortabel am Boden genutzt werden.
Die zu erreichende Stabilisierung war für damalige Verhältnisse atemberaubend, allerdings musste ich mich intensiv mit der Software, dem Justieren der Hardware und dem PID-Tuning auseinandersetzen. So lernte ich schließlich viel über PID-Regler, die Konstruktion von kardanischen Aufhängungen und die Auswertung von Motion-Sensoren. Basierend auf diesen Grundlagen habe ich seit 2013 unterschiedlichste Gimbals konstruiert, für Kameras von Red Epic über die 5Dmiii bis hin zur winzigen Gopro. Zeitgleich habe ich auf zahlreichen Drehs Erfahrungen als Gimbaloperator gesammelt und sowohl meine Technik als auch die der Gimbals perfektioniert.